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Re: Liberty - Schiffe
Posted by: Helmut Lepper ()
Date: December 19, 2003 05:23PM

Hallo,

Sie haben richtig gehört. die Probleme waren wohl enorm.

Und: sie wurden in der Kriegszeit nicht befriedigend gelöst. Aber wichtig war, sie wurden angegangen. Auch für die spätere friedliche Nutzung. Schließlich war in Kriegszeiten (das ist heute noch so) ein Fertigungrisiko wegen fehlender vorrangiger Gewinnmaximierung tolerabel (kaum ein Preis ist in Kriegszeiten zu hoch). Learning by doing.

Im Hinblick auf die Schweißung von U-Booten (besonders der Typen XXI und XXIII) waren die Probleme der US-Amerikaner bei der Fertigung der Liberty-Schiffe regelrechte Peanuts. Es erschließt sich auch einem wohlmeinenden Laien, dass das Schweissen von U-Boot-Druckkörpern ungleich höhere Anforderungen stellt, als das Schweißen der Verbände von Überwasserschiffen, die, abgesehen vom Seeschlag, nur „harmlosen“ Beanspruchungen ausgesetzt sind. Im Klartext: Deutsche Techniker waren besser.

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Im Jahr 1944 wurden zunehmend Brüche an Schiffen bekannt, die auf neuen Werften in den USA geschweißt wurden. Es handelte sich um die Liberty-Schiffe. Beispielhaft sei der Tanker „Schenectady“ erwähnt (es gab mal dazu eine ziemlich faire Internet-Seite).

Hunderte von Schiffen, so offizielle Stellen in den USA (Shipbuilding and Shipping Record vom – z.B. - 7. Sept. 1944), wiesen massive Schäden auf. Ihre Einsatzfähigkeit war eingeschränkt, insbesondere in dem schweren Wetter des Nordatlantik.

Dabei waren weniger chemische Probleme der verwendenten Stähle die Ursache. Vielmehr wurden physikalische Unsicherheiten in der Belastbarkeit langer (!) Schweißnähte durch Seeschlag und thermische Einflüsse und folglich Eigenspannungen im Material in Verbindung mit den Vorschriften für automatische Schweißungen dafür verantwortlich gemacht (wenngleich Chemie und Physik eigentlich nicht getrennt werden sollten – und die Kontrukteure der Schiffe noch alten Grundsätzen der „Nietenzeit“ anhingen).

Möglicherweise führten hohe Eigenspannungen in Längsrichtung zu (!) Querbrüchen. Zahlreiche Schiffsverluste sind belegt. Aber sie passen nicht ins Bild der glorreichen „Liberty-Schiffe“.

Meine Information: Mehr als ein Drittel der Liberty-Schiffe war wegen mangelhaft verschweißter Verbände nur beschränkt einsetzbar. D.h. es gab hohe Werftliegezeiten. Die Verluste beliefen sich auf ein paar Dutzend Schiffe; aber deren Untergangsursache war halt nicht zu klären.

Das machte aber nichts, wenn man die Fertigungszahlen der USA berücksichtigt.

Mein Fazit: Die Liberty-Schiffe waren als Hau-Ruck-Bauten in der Masse gut. Die schweißtechnischen Probleme blieben (vorerst) ungelöst und waren in Kriegszeiten belanglos. Wenn 2 von 4 Schiffen heil blieben, war das ausreichend.

Auf Quellenangaben möchte ich verzichten – es war einfach so.

Ein kleines feines Büchlein gibt einen Hinweis auf die Probleme – besonders für einen Schweißer: RICHARD MALISIUS – DIENSTVERPFLICHTET; EIN AKADEMISCHER SCHIFFBAUSCHWEISSER ERINNERT SICH. ISBN 3-920602-25-0.

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Subject Written By Posted
Liberty - Schiffe Stefan Knabe 11/22/2003 09:35PM
Re: Liberty - Schiffe Helmut Lepper 12/19/2003 05:23PM
Re: Liberty - Schiffe Bernd Langensiepen 12/21/2003 03:07PM
Re: Liberty - Schiffe Helmut Lepper 03/15/2004 02:56AM


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