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Re: Battle of the Atlantic, a German point of vie
Posted by:
Dietzsch
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Date: October 08, 2002 12:10PM
(Sollte mein Ge- oder Mißbrauch der deutschen Sprache jemanden ärgern, so bitte ich um Verzeihung. Ich mach was ich kann, aber Deutsch (recht)schreiben wie ein Deutscher wird mir wohl nie gelingen.)
Als lebenslanger Nachbar der Deutschen (ich bin Holländer) habe ich so'n bisschen mitgekriegt wie die Deutschen mit der Vergangenheit umgehen (oder ist es besser zu sagen 'versuchen umzugehen'?).
Mann spürt dabei als Aussensteher mehrere Gedankenvarianten.
Es gibt (zum Glück nur wenige) Leute die meinen, daß an dasjenige was damals passiert ist überhaupt nicht so viel schief war, daß der Krieg aber leider verloren gegangen ist. Na ja, Idioten gibt es überall. An denen mache ich weiter keine Wörter schmutzig, wie der Holländer sagt.
Viel mehr sind eher der Meinung, daß man die ganze Sache besser unberührt läßt. Vergessen und weiter machen. Wir können ja nichts dafür. Das stimmt für die meisten, das ist klar. Aber vergessen heißt meiner Meinung nach auch, daß man manche Fehler wiederholen könnte, ohne es zu ahnen. Besser ist, von der Geschichte zu lernen.
Einige, aber leider nicht so ganz viele, bemühen sich darum nachzuforschen was damals wirklich los war und die Tatsachen so wiederzugeben wie sie, in sofern man das jetzt noch feststellen kann, tatsächlich abgelaufen sind. Das ist eine mühseelige Arbeit, die von vielen schon deswegen schon überhaupt nicht gemacht wird, was ihnen leider nicht daran hindert doch irgendwelche, oft nicht sehr gut begrundeten Meinungen zu haben.
Das ganze errinert mich an einigen Landsleuten von mir, deren Eltern 'falsch' (das heißt, kollaborierten mit dem Besetzer) waren während der deutschen Besetzung von Holland. (Mai '40-Mai '45). Diese Kinder von 'falschen' Eltern mußten nach dem Krieg einen bitteren Streit um ihren Identität führen. Sie kannten ihren Eltern als Mensch und Vater/Mutter, nicht nur als politische Entität. Es fällt manchen noch immer schwer um sich der öffentlichen Meinung über ihren Eltern zu widersetzen. Die Kinder selber sind keine Nazis. Nie gewesen, werden es nie sein. Trotzdem sind sie die Kinder ihrer Eltern, die Nazis waren oder sich mit den Nazis befreundet haben, aber auch einfach Vati und Mutti waren. Und dafür natürlich geliebt von ihren Kindern. Die hinterher natürlich die Frage beantworten müßten (gegenüber Anderen und sich selbst): wie kann man solche Leute lieb haben?
Es scheint mir zu, daß die ganze Deutsche Nation einigermaßen unter diese Frustration leidet.
Dieselben Leute, die den Krieg angefangen haben/die Welt in Feuer und Flamme gesetzt haben, sind auch die Opas und Omas der heutigen Generation. Wie kann man die Frage beantworten, die die ganze Welt zu fragen scheint: wie könnt ihr irgendwie positiv über die damaligen Verbrecher reden? Doppelt so schwer wird das, wenn man sich diese Frage selber stellt.
Die Antwort liegt für mich darin, daß die öffentliche Meinung zu viel auf ein schwarz/weiß Betrachten der Geschichte beruht. Die Allierten, die Helden, die Gewinner, waren die 'Guten', die Deutschen/Nazis (nicht dasselbe, aber das war nach dem Krieg schnell vergessen, das sieht man an 95% der Filme und Bücher über die Helden) waren die 'Schlechten'. Jeder, der es wagt irgendetwas positives über die Schlechten zu sagen, ist 'deshalb' selber auch Schlecht.
Aber so einfach liegt das natürlich nicht. Jeder, der sich mal ein paar Gedanken macht, müßte meiner Meinung nach einsehen können daß die damaligen Deutschen zwar den Krieg angefangen haben (obwohl das auch noch nicht so einfach liegt) aber zur gleichen Zeit auch die Opas und Omas der heutigen Deutschen sind. Wenn nicht tatsächlich, dann sicher doch kulturel. Und sogar wenn sie tatsächlich Nazis waren, haben sie doch ihren Kinder liebevoll und anständig erzogen. Auch wenn diese Kinder nachher keine Nazis geworden sind, hatten sie doch reichlich Grund ihren Eltern lieb zu haben oder wenigstens mit Respekt zu betrachten.
Menschen sind nun mal kompliziert. Es ist nicht möglich, oder jederfalls nicht wahrheitgerecht, Menschen als schwarzen oder weißen Figuren dazustellen. Leute, die das machen, liegen selber falsch. Leider scheint es in der Welt anno 2002 noch immer so zu funktionieren, daß Menschen die Wirklichkeit lieber in schwarz/weiß sehen als sich die komplizierteren Einzelheiten anzusehen. Demokratie heißt für viele, daß man unbedingt eine Meinung haben muß. Eine slecht überlegte Meinung ist besser als keine Meinung. Und das gilt für Afghanistan/Irak/[beliebiges Brennpunkt hier einfügen] genau so schwer als für Deutschland 1933-1945.
Umso ärgerlicher ist es, wenn das sogar im Deutschen Fernsehen fraglos gemacht wird. Es wäre wirklich nicht slecht um zu betonen, daß die Leute die für Deutschland gekämpft haben, wirklich nicht alle Nazis waren oder darum automatisch Kriegsverbrecher.
Ich bin froh, daß es Leute wie Dich, Volker, gibt, die sich darum bemühen diese s/w Denkerei zu bekämpfen (ob das jetzt Deine Absicht war oder nicht). Und wenn da keine Antwort kommt, wenn das 99% der Menschen überhaupt total egal ist, dann noch bevorzüge ich es gegen Windmühle zu kämpfen (irgendwie komisch für ein Holländer ). Sollte, 50 Jahre nach heute, jemand mal nachfragen, wie 'die Leute' in 2002 so eingeschränkt denken haben können, dann werde ich jederfalls sagen können daß nicht alle so waren, genau wie vor 50 Jahre, weil ich das von den freien Denkern von damals und heute gelernt habe.
Als lebenslanger Nachbar der Deutschen (ich bin Holländer) habe ich so'n bisschen mitgekriegt wie die Deutschen mit der Vergangenheit umgehen (oder ist es besser zu sagen 'versuchen umzugehen'?).
Mann spürt dabei als Aussensteher mehrere Gedankenvarianten.
Es gibt (zum Glück nur wenige) Leute die meinen, daß an dasjenige was damals passiert ist überhaupt nicht so viel schief war, daß der Krieg aber leider verloren gegangen ist. Na ja, Idioten gibt es überall. An denen mache ich weiter keine Wörter schmutzig, wie der Holländer sagt.
Viel mehr sind eher der Meinung, daß man die ganze Sache besser unberührt läßt. Vergessen und weiter machen. Wir können ja nichts dafür. Das stimmt für die meisten, das ist klar. Aber vergessen heißt meiner Meinung nach auch, daß man manche Fehler wiederholen könnte, ohne es zu ahnen. Besser ist, von der Geschichte zu lernen.
Einige, aber leider nicht so ganz viele, bemühen sich darum nachzuforschen was damals wirklich los war und die Tatsachen so wiederzugeben wie sie, in sofern man das jetzt noch feststellen kann, tatsächlich abgelaufen sind. Das ist eine mühseelige Arbeit, die von vielen schon deswegen schon überhaupt nicht gemacht wird, was ihnen leider nicht daran hindert doch irgendwelche, oft nicht sehr gut begrundeten Meinungen zu haben.
Das ganze errinert mich an einigen Landsleuten von mir, deren Eltern 'falsch' (das heißt, kollaborierten mit dem Besetzer) waren während der deutschen Besetzung von Holland. (Mai '40-Mai '45). Diese Kinder von 'falschen' Eltern mußten nach dem Krieg einen bitteren Streit um ihren Identität führen. Sie kannten ihren Eltern als Mensch und Vater/Mutter, nicht nur als politische Entität. Es fällt manchen noch immer schwer um sich der öffentlichen Meinung über ihren Eltern zu widersetzen. Die Kinder selber sind keine Nazis. Nie gewesen, werden es nie sein. Trotzdem sind sie die Kinder ihrer Eltern, die Nazis waren oder sich mit den Nazis befreundet haben, aber auch einfach Vati und Mutti waren. Und dafür natürlich geliebt von ihren Kindern. Die hinterher natürlich die Frage beantworten müßten (gegenüber Anderen und sich selbst): wie kann man solche Leute lieb haben?
Es scheint mir zu, daß die ganze Deutsche Nation einigermaßen unter diese Frustration leidet.
Dieselben Leute, die den Krieg angefangen haben/die Welt in Feuer und Flamme gesetzt haben, sind auch die Opas und Omas der heutigen Generation. Wie kann man die Frage beantworten, die die ganze Welt zu fragen scheint: wie könnt ihr irgendwie positiv über die damaligen Verbrecher reden? Doppelt so schwer wird das, wenn man sich diese Frage selber stellt.
Die Antwort liegt für mich darin, daß die öffentliche Meinung zu viel auf ein schwarz/weiß Betrachten der Geschichte beruht. Die Allierten, die Helden, die Gewinner, waren die 'Guten', die Deutschen/Nazis (nicht dasselbe, aber das war nach dem Krieg schnell vergessen, das sieht man an 95% der Filme und Bücher über die Helden) waren die 'Schlechten'. Jeder, der es wagt irgendetwas positives über die Schlechten zu sagen, ist 'deshalb' selber auch Schlecht.
Aber so einfach liegt das natürlich nicht. Jeder, der sich mal ein paar Gedanken macht, müßte meiner Meinung nach einsehen können daß die damaligen Deutschen zwar den Krieg angefangen haben (obwohl das auch noch nicht so einfach liegt) aber zur gleichen Zeit auch die Opas und Omas der heutigen Deutschen sind. Wenn nicht tatsächlich, dann sicher doch kulturel. Und sogar wenn sie tatsächlich Nazis waren, haben sie doch ihren Kinder liebevoll und anständig erzogen. Auch wenn diese Kinder nachher keine Nazis geworden sind, hatten sie doch reichlich Grund ihren Eltern lieb zu haben oder wenigstens mit Respekt zu betrachten.
Menschen sind nun mal kompliziert. Es ist nicht möglich, oder jederfalls nicht wahrheitgerecht, Menschen als schwarzen oder weißen Figuren dazustellen. Leute, die das machen, liegen selber falsch. Leider scheint es in der Welt anno 2002 noch immer so zu funktionieren, daß Menschen die Wirklichkeit lieber in schwarz/weiß sehen als sich die komplizierteren Einzelheiten anzusehen. Demokratie heißt für viele, daß man unbedingt eine Meinung haben muß. Eine slecht überlegte Meinung ist besser als keine Meinung. Und das gilt für Afghanistan/Irak/[beliebiges Brennpunkt hier einfügen] genau so schwer als für Deutschland 1933-1945.
Umso ärgerlicher ist es, wenn das sogar im Deutschen Fernsehen fraglos gemacht wird. Es wäre wirklich nicht slecht um zu betonen, daß die Leute die für Deutschland gekämpft haben, wirklich nicht alle Nazis waren oder darum automatisch Kriegsverbrecher.
Ich bin froh, daß es Leute wie Dich, Volker, gibt, die sich darum bemühen diese s/w Denkerei zu bekämpfen (ob das jetzt Deine Absicht war oder nicht). Und wenn da keine Antwort kommt, wenn das 99% der Menschen überhaupt total egal ist, dann noch bevorzüge ich es gegen Windmühle zu kämpfen (irgendwie komisch für ein Holländer ). Sollte, 50 Jahre nach heute, jemand mal nachfragen, wie 'die Leute' in 2002 so eingeschränkt denken haben können, dann werde ich jederfalls sagen können daß nicht alle so waren, genau wie vor 50 Jahre, weil ich das von den freien Denkern von damals und heute gelernt habe.