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Re: Battle of the Atlantic, a German point of vie
Posted by:
Volker Erich Kummrow
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Date: November 12, 2002 01:58PM
Sehr verehrte Frau Dr. Chrysafidou,
ich danke sehr herzlich für Ihre wie immer freundliche Antwort und die darin enthaltenen Anregungen und darf hoffen, daß Sie mit Ihren Prüfungen nicht überinanspruch genommen werden.
Ich habe dieses Forum und auch die Bücherseite sozusagen durchforstet und konnte nennenswerte Beiträge, die sich mit Padfields Buch über eine kurze Anmerkung hinaus auseinandergesetzt haben, nicht finden.
Wäre ich in Nürnberg Ankläger von Dönitz gewesen, hätte ich auch so ähnlich wie Padfield argumentiert. Gleichwohl hat sich das IMT, was das Führen des U-Boot-Krieges durch Dönitz angeht, dieser Argumentation nicht angeschlossen, wie ich in meinem o.a. längeren Schreiben am Ende versucht habe darzulegen.
Daß die Verurteilung von Dönitz, insbesondere der Punkt Verbrechen gegen die Menschlichkeit, auch letztlich hätte mit dessen Todesstrafe enden können, wird man aus dem heute bekannten Quellenmaterial nachvollziehen können. Dies gilt insbesondere für die Konferenz in Breslau ca 1943, die Himmler abgehalten hatte, und an der Dönitz aber auch Speer aller Wahrscheinlichkeit teilgenommen hat, in der Himmler ausführlich die fürchterliche Vernichtung menschlichen Lebens als "vaterländische" Tat geschildert hat. Mithin wußte Dönitz um die Vebrechen der Nazis.
Richter Ahragna (ein Amerikaner jüdischen Glaubens als amerikanischer Jurist Mitte der dreißiger Jahre nach Palestinan auswandert), der in Jerusalem Eichmanns Berfung gegen sein Urteil als Richter des Jerusalemer Supreme Court
mit zu überprüfen hatte und diese verwarf, sagte einige Jahre später, ihm leuchte immer noch nicht ein, warum die Kinder von Goethe und Mozart die Kinder von Heine und Mendelsohn-Bartoldi umgebracht haben. Dieser Fragestellung kommt man aber nicht damit bei, indem man von Preußen über Bismarck, WII zu Hitler eine gedankliche Linie zieht und den Deutschen sozusagen nazi-spezifische Gene zuordnet, wie dies auch GOLDHAGEN versucht, in seinem bekannten Buch darzulegen.
Das Preußen Friedrichs des Großen war eines der ersten Länder, daß die demokratischen USA nach 1776 anerkannten. FdG war einer der ersten Staatsmänner, der unter dem Motte, daß jeder nach seiner Fasson selig werden solle, Religion und Staat versuchte zu trennen und gleichzeitig zur damaligen Zeit eine vergleichweise vom Staat unabhängige Justiz zu schaffen sowie eine verhältnismäßig unabhängige Presse zu gewährleisten.
Selbst englische Historiker vertreten die Meinung, das Preußen FdG habe spätesten 1871 aufgehört zu exestieren, wenn es nicht schon 1806 bei Jena und Auerstedt untergegangen sei, übrigens der Zeitpunkt, indem Menschen jüdischen Glaubens in Preußen die vollen Bürgerechte zuerkannt wurden.
Bismarck hat nach 1871 Deutschland für im außenpolitischen Bereich als saturiert erklärt. Sein Banker, Bleichröder, war deutscher jüdischen Glaubens.
Sicherlich kann man im Nachhinein argumentieren, WII mit seinem dümmlichen "Großmachtgehabe" habe "mehrere Schüsse", wie man heute salopp sagen würde, nicht gehört. Nur alleine der politische Anspruch, eine Großmacht sein zu wollen, gibt in der damaligen Zeit um 1914 noch nichts dafür her, deswegen per se antijüdisch von außen ein ganzes Volk einzustufen, zumal solches Gedankengut nicht nur auf deutschen "Mist" gewachsen war. WII hätte seinem Moltke nur den Befehl 1914 geben müssen, es wird nicht in Frankreich respektive Belgien einmarschiert, denn wir wollen Frankreich ja nicht im damaligen Sinne erorbern und England wäre möglicherweise nicht in WWI auf Seiten Frankreichs und Rußlands eingetreten.
Sicherlich, wie Padfield schreibt, gehörte damals England die halbe Welt, aber auch aus 1914 ist weder ein Naturgesetz noch eine historische Zwangsäufigkeit bekannt, daß dies immer hätte so bleiben müssen, quod erat demonstrandum, siehe USA, UDSSR nach 1945. Es ist auch nicht erinnerlich, daß unsere englischen Freunde ihr Weltreich allein durch die Kunst friedlichen Verhandelns bzw der einfühlsamen, Gewalt scheuende Überzeugungskraft ihrer Missionare verdanken.
Usw, usw...
Dönitz u.a. Haßtiraden gegen Menschen jüdischen oder anderer Glaubens- und Lebensrichtungen, nachdem er Nachfolger von Raeder wurde, rechtfertigen seine Verurteilung als Kriegsverbrecher, aber er hatte genauso wenig "antisemitisches (preußisches) Blut" in den Adern wie andere Deutsche.
Zur Klarstellung, Deutsche haben im Namen Deutschlands die fürchterlichsten Verbechen im WWII begangen, die auch und gerade nicht durch Verhalten anderer Völker zu rechtfertigen aber ebenfalls nicht zu erklären sind, nur sind sie nicht der "Gene" oder anderer Eigenschaften wegen von Natur aus Verbrecher. Das Buch von Padfield könnte aber genau dies dem Leser über Dönitz und die Deutschen als seine Auffassung vermitteln.
Mit freundlichen Grüßen, auch für eine nicht zu stressvolle Woche.
Volker Erich Kummrow
ich danke sehr herzlich für Ihre wie immer freundliche Antwort und die darin enthaltenen Anregungen und darf hoffen, daß Sie mit Ihren Prüfungen nicht überinanspruch genommen werden.
Ich habe dieses Forum und auch die Bücherseite sozusagen durchforstet und konnte nennenswerte Beiträge, die sich mit Padfields Buch über eine kurze Anmerkung hinaus auseinandergesetzt haben, nicht finden.
Wäre ich in Nürnberg Ankläger von Dönitz gewesen, hätte ich auch so ähnlich wie Padfield argumentiert. Gleichwohl hat sich das IMT, was das Führen des U-Boot-Krieges durch Dönitz angeht, dieser Argumentation nicht angeschlossen, wie ich in meinem o.a. längeren Schreiben am Ende versucht habe darzulegen.
Daß die Verurteilung von Dönitz, insbesondere der Punkt Verbrechen gegen die Menschlichkeit, auch letztlich hätte mit dessen Todesstrafe enden können, wird man aus dem heute bekannten Quellenmaterial nachvollziehen können. Dies gilt insbesondere für die Konferenz in Breslau ca 1943, die Himmler abgehalten hatte, und an der Dönitz aber auch Speer aller Wahrscheinlichkeit teilgenommen hat, in der Himmler ausführlich die fürchterliche Vernichtung menschlichen Lebens als "vaterländische" Tat geschildert hat. Mithin wußte Dönitz um die Vebrechen der Nazis.
Richter Ahragna (ein Amerikaner jüdischen Glaubens als amerikanischer Jurist Mitte der dreißiger Jahre nach Palestinan auswandert), der in Jerusalem Eichmanns Berfung gegen sein Urteil als Richter des Jerusalemer Supreme Court
mit zu überprüfen hatte und diese verwarf, sagte einige Jahre später, ihm leuchte immer noch nicht ein, warum die Kinder von Goethe und Mozart die Kinder von Heine und Mendelsohn-Bartoldi umgebracht haben. Dieser Fragestellung kommt man aber nicht damit bei, indem man von Preußen über Bismarck, WII zu Hitler eine gedankliche Linie zieht und den Deutschen sozusagen nazi-spezifische Gene zuordnet, wie dies auch GOLDHAGEN versucht, in seinem bekannten Buch darzulegen.
Das Preußen Friedrichs des Großen war eines der ersten Länder, daß die demokratischen USA nach 1776 anerkannten. FdG war einer der ersten Staatsmänner, der unter dem Motte, daß jeder nach seiner Fasson selig werden solle, Religion und Staat versuchte zu trennen und gleichzeitig zur damaligen Zeit eine vergleichweise vom Staat unabhängige Justiz zu schaffen sowie eine verhältnismäßig unabhängige Presse zu gewährleisten.
Selbst englische Historiker vertreten die Meinung, das Preußen FdG habe spätesten 1871 aufgehört zu exestieren, wenn es nicht schon 1806 bei Jena und Auerstedt untergegangen sei, übrigens der Zeitpunkt, indem Menschen jüdischen Glaubens in Preußen die vollen Bürgerechte zuerkannt wurden.
Bismarck hat nach 1871 Deutschland für im außenpolitischen Bereich als saturiert erklärt. Sein Banker, Bleichröder, war deutscher jüdischen Glaubens.
Sicherlich kann man im Nachhinein argumentieren, WII mit seinem dümmlichen "Großmachtgehabe" habe "mehrere Schüsse", wie man heute salopp sagen würde, nicht gehört. Nur alleine der politische Anspruch, eine Großmacht sein zu wollen, gibt in der damaligen Zeit um 1914 noch nichts dafür her, deswegen per se antijüdisch von außen ein ganzes Volk einzustufen, zumal solches Gedankengut nicht nur auf deutschen "Mist" gewachsen war. WII hätte seinem Moltke nur den Befehl 1914 geben müssen, es wird nicht in Frankreich respektive Belgien einmarschiert, denn wir wollen Frankreich ja nicht im damaligen Sinne erorbern und England wäre möglicherweise nicht in WWI auf Seiten Frankreichs und Rußlands eingetreten.
Sicherlich, wie Padfield schreibt, gehörte damals England die halbe Welt, aber auch aus 1914 ist weder ein Naturgesetz noch eine historische Zwangsäufigkeit bekannt, daß dies immer hätte so bleiben müssen, quod erat demonstrandum, siehe USA, UDSSR nach 1945. Es ist auch nicht erinnerlich, daß unsere englischen Freunde ihr Weltreich allein durch die Kunst friedlichen Verhandelns bzw der einfühlsamen, Gewalt scheuende Überzeugungskraft ihrer Missionare verdanken.
Usw, usw...
Dönitz u.a. Haßtiraden gegen Menschen jüdischen oder anderer Glaubens- und Lebensrichtungen, nachdem er Nachfolger von Raeder wurde, rechtfertigen seine Verurteilung als Kriegsverbrecher, aber er hatte genauso wenig "antisemitisches (preußisches) Blut" in den Adern wie andere Deutsche.
Zur Klarstellung, Deutsche haben im Namen Deutschlands die fürchterlichsten Verbechen im WWII begangen, die auch und gerade nicht durch Verhalten anderer Völker zu rechtfertigen aber ebenfalls nicht zu erklären sind, nur sind sie nicht der "Gene" oder anderer Eigenschaften wegen von Natur aus Verbrecher. Das Buch von Padfield könnte aber genau dies dem Leser über Dönitz und die Deutschen als seine Auffassung vermitteln.
Mit freundlichen Grüßen, auch für eine nicht zu stressvolle Woche.
Volker Erich Kummrow